Diagnostik der Neuronalen Ceroid-Lipofuscinosen
Durch die zunehmende Anzahl an Varianten der neuronalen Ceroid-Lipofuszinosen ist eine gezielte und vor allem ökonomische Strategie bei der Diagnostik sehr wichtig. Das folgende Schaubild stellt eine Übersicht zur diagnostischen Strategie bei Verdacht auf NCL dar.
Abb. 1: Übersicht zur diagnostischen Strategie
Zunächst ist zwischen einem Erkrankungsbeginn im Neugeborenenalter, im Kleinkindalter und einem Beginn im Schulalter zu unterscheiden.
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Erkrankungsbeginn im Neugeborenenalter
Bei der kongenitalen NCL sind, im Gegensatz zu allen anderen NCL-Formen, die Kinder bereits ab Geburt eindeutig krank. Klinische Verdachtszeichen auf diese NCL-Form sind eine angeborene Mikrozephalie und zerebrale Krampfanfälle, die bereits intrauterin oder in den ersten Lebenstagen auftreten. Die Kinder überleben nur kurze Zeit.
Die Diagnostik erfolgt durch Messung der Aktivität von Cathepsin D, einem lysosomalen Enzym, in Leukozyten oder Hautfibroblasten. Bei eindeutig verminderter Aktivität steht die Diagnose einer kongentialen NCL fest, doch sollte zusätzlich eine Mutationsanalyse des CTSD-Gens durchgeführt werden, um der betroffenen Familie eine sichere genetische Beratung zu ermöglichen. Die Vererbung der Krankheit erfolgt autosomal rezessiv.
Sowohl die Messung der Cathepsin D-Enzymaktivität als auch die Mutationsanalyse des Cathepsin D Gens werden an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf angeboten. Anfragen hierzu können über die Ärzte des NCL-Netzes gestellt werden (siehe Kontakt).
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Erkrankungsbeginn im Kleinkindalter
Bei Erkrankungsbeginn im Kleinkindalter sollte zunächst die Enzymaktivität der Enzyme Palmitoylprotein Thioesterase 1 (PPT1 / CLN1-Gendefekt) und Tripeptidylpeptidase 1 (TPP1 / CLN2-Gendefekt) gemessen werden. Dies ist an der Universitätskinderklinik Hamburg im Stoffwechseldiagnostiklabor anhand von Trockenblut auf normiertem Filterpapier möglich.
Abb. 2: Trockenblutprobe zur Messung der Enzymaktivität von PPT1 und TPP1.
Die aufgetropfte Blutprobe sollte vor Versenden gut getrocknet sein und dann bei Raumtemperatur (NICHT in Folie oder Ähnliches gewickelt) in einem normalen Umschlag an folgende Adresse gesandt werden:
Stoffwechseldiagnostiklabor
z. Hd. Dr. rer. nat. Z. Lukacs / Dr. med. A. Schulz
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Gebäude N23
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Tel.: 040-42803-3710
Erniedrigte oder nicht vorhandene Aktivität des Enzyms PPT1 oder TPP1 bestätigt die Diagnose INCL (CLN1) oder LINCL (CLN2).
Wir empfehlen außerdem eine Mutationsanalyse des entsprechenden Gens. Diese kann z.B. im Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Direktor: Prof. Gal) durchgeführt werden. Hier besteht auch die Möglichkeit humangenetischer Beratung für Angehörige.
Zur Mutationsanalyse werden 5-10 ml EDTA-Blut des Patienten und wenn möglich auch der Eltern benötigt.
Prof. Dr. A. Gal
Insitut für Humangenetik
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Butenfeld 42
22529 Hamburg
Wenn die Aktivität der Palmitoylprotein-Thioesterase 1 und der Tripeptidylpeptidase 1 normal sind, sollte zunächst nach dem für die NCL-Krankheiten charakteristischen Speichermaterial gesucht werden. Dies kann sowohl an Lymphozyten als auch an Hautfibroblasten oder anderen Geweben elektronenmikroskopisch untersucht werden. Zur Koordination dieser elekronenmikroskopischen Untersuchungen wenden Sie sich gerne jederzeit an die Ärzte des NCL-Netzes (siehe Kontakt).
Falls charakteristisches NCL-Speichermaterial gefunden wird, handelt es sich um das Vorliegen einer nicht-klassischen NCL-Variante. Hierbei kann es sich um einen Defekt im CLN6- oder, je nach Klinik und Ultrastruktur des Speichermaterials, auch im CLN5- oder CLN8-Gen handeln. Diese NCL-Formen können durch eine Mutationsanalyse diagnostiziert werden, die ebenfalls an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf angeboten wird. Anfragen hierzu können über die Ärzte des NCL-Netzes gestellt werden (siehe Kontakt).
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Erkrankungsbeginn im Schulalter
Bei Erkrankungsbeginn im Schulalter sollte zunächst der Nachweis von Lymphozytenvakuolen in einem Blutausstrich durchgeführt werden. Sind diese vorhanden, so gilt die Diagnose JNCL (CLN3) bereits als sicher.
Auch hier sollte zusätzlich eine molekulargenetische Analyse des CLN3-Gens erfolgen. Diese kann im Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Direktor: Prof. Gal) durchgeführt werden. Hier besteht auch die Möglichkeit humangenetischer Beratung für Angehörige.
Zur Mutationsanalyse werden 5-10 ml EDTA-Blut des Patienten, und wenn möglich, auch der Eltern, benötigt.
Prof. Dr. A. Gal
Institut für Humangenetik
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Butenfeld 42
222529 Hamburg
Bei Fehlen einer Mutation im CLN3-Gen muss an eine atypische juvenile Form gedacht werden. Mutationen in den Genen CLN1 und CLN2 können zum Beispiel ein protrahiert verlaufendes Krankheitsbild mit Beginn in juvenilem Alter verursachen. Außerdem sollte auch an eine CLN9-Variante oder auch an die Nordische Epilepsie (EPMR) mit Defekt im CLN8-Gen gedacht werden.
Auch hierbei ist die Suche nach charakteristischem Speichermaterial mit Hilfe der Elektronenmikroskopie wichtig und wegweisend. Zur Untersuchung dienen sowohl Lymphozyten als auch Hautfibroblasten oder andere Gewebe. Zur Koordination dieser elekronenmikroskopischen Untersuchungen und weiterführender Mutationsanalysen in anderen NCL-Genen wenden Sie sich gerne jederzeit an die Ärzte des NCL-Netzes (siehe Kontakt).
Die Entscheidung, welche Diagnostik bei dem jeweiligen Patienten sinnvoll ist, ist im Einzelfall nicht immer eindeutig und einfach. Bei Fragen stehen Ihnen die Ärzte des NCL-Netzes (siehe Kontakt) jederzeit gerne zur Verfügung.
Kontakt und Ansprechpartner bei allen Fragen bezüglich der Diagnostik:
NCL-Netz
Dr. med. Angela Schulz und Prof. Dr. Alfried Kohlschütter
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 42
20246 Hamburg
Tel.: 040-42803-3714 / -3710
Fax: 040-42803-5137
Email: an.schulz@uke.uni-hamburg.de
info@ncl-netz.de
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